Allgemeines

eLearning: Videobasiertes Lernen

Lernvideos auf YouTube und auf anderen Portalen gehören zu den beliebtesten Lerninstrumenten für Schüler, Studierende und Auszubildende. Rund 90% von Befragten zum Corporate Learning stimmen der Aussage zu, dass videobasiertes Lernen eine dominante Rolle in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung spielen wird (Statista 2020). Mit neuen Entwicklungen in der Videotechnologie können Lernprozesse abwechslungsreich gestaltet werden. Dabei können sie als Einstieg in ein Thema, zum Verständnis unklarer Sachverhalte oder zur Vertiefung bestimmter Lerninhalte genutzt werden. Von den Vorteilen über die Chancen und Herausforderungen bis hin zu den Voraussetzungen beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Learning Methode videobasiertes Lernen.

Videobasiertes Lernen: Definition

Lernvideos sind Filme, mit denen bestimmte Lerninhalte vermittelt werden sollen. Mit ihnen wird ein Thema kompakt, anschaulich und verständlich erklärt. Von Wirtschaftsthemen über Architektur bis hin zu Sozialwissenschaften gibt es kein Fachgebiet, für das es keine Lernvideos gibt. Da Lernvideos den Lernerfolg deutlich steigern können, gehören sie heute zu den beliebtesten Lerninstrumenten.

Chancen und Herausforderungen

Videobasiertes Lernen bietet jede Menge Chancen, aber auch einige Herausforderungen, mit denen Lernende und Lehrende an z.B. Hochschulen konfrontiert werden.

Zu den Chancen der Lernvideos gehören:

  • Videos bieten innerhalb kurzer Zeit eine hohe Informationsdichte.
  • Durch Töne, Bilder und Bewegungen werden beim Lernen weitere Reize angesprochen.
  • Themen, die nur schwer in Worte und Bilder zu fassen sind, können visualisiert werden.
  • Komplexe und dynamische Prozesse und Konzepte lassen sich einfach darstellen.
  • Anschauliches und emotionales Arbeiten wird möglich.
  • Inhalte können pausiert, vor- und zurückgespult und mehrfach angeschaut werden, wodurch ein individuelles Lerntempo möglich wird.
  • Lernvideos bieten Abwechslung im Lernalltag.
  • Videobasiertes Lernen kann den Einstieg in ein bestimmtes Thema erleichtern.
  • Lernende können Vorträge oder Projekte optimal vor- und nachbereiten.
  • Lernvideos sind zu nahezu jedem Thema verfügbar.
  • Einige Videos im Internet sind frei zugänglich und kostenlos.
  • Bestimmte Dinge wie beispielsweise das Lernen von Verkaufsgesprächen können mit einem Lernvideo viel einfacher gelernt und nachgeahmt werden, als dies bei einem Buch mit Schrift und Bildern der Fall ist.

Herausforderungen von Lernvideos sind:

  • Inhalte werden zwar angeschaut, aber nicht gelernt und trainiert. Videobasiertes Lernen sollte deshalb nicht als alleinige Lernmethode genutzt werden, sondern immer in Kombination mit anderen Methoden.
  • Manche Videos sind kostenpflichtig.
  • Der persönliche Bezug fehlt. In Kombination mit anderen Lernmethoden lässt sich dieser aber gut herstellen.
  • Manche Lernvideos enthalten falsche Informationen. Nutzer müssen deshalb prüfen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt.
  • In manchen Fällen versteckt sich hinter einem Lernvideo ein Marketing-Video, mit dem Produkte verkauft werden sollen. Auch Propagandavideos können leicht als Lernvideos getarnt werden. Hier ist gesunder Menschenverstand gefragt.

Voraussetzungen und Anforderungen an Lernende und Lehrende

Damit Lernvideos wirklich zum Erfolg führen, müssen sowohl Lernende als auch Lehrende einige Voraussetzungen und Anforderungen erfüllen. Dies gilt gleichermaßen in der Schule, während der Ausbildung, dem Studium oder einer firmeninternen Weiterbildung.

Zunächst müssen die Teilnehmer lernen, wie sie wichtige Informationen aus einem Video herausfiltern können. Hierzu ist beispielsweise eine Checkliste hilfreich, mit der Lernende konkrete Informationen aus dem Video ziehen können. Während des Schauens machen sich die Nutzer Notizen, die anschließend zum besseren Verständnis beitragen. Bei Videos mit konkreter Anleitung kann eine Aufgabe Schritt für Schritt nachgemacht werden. Das Video kann immer wieder gestoppt werden, wenn der Inhalt zu schnell vermittelt wird.

In einer Klasse oder einem Kurs liegen häufig Wissensdifferenzen zwischen den einzelnen Teilnehmern vor. Um alle Lernenden bei ihrem Wissensstand abzuholen, können Lernvideos auch als Vorbereitung auf einen Kurs angeschaut werden. Gemeinsam wird das angeeignete Wissen im Unterricht oder Kurs besprochen, um Unklarheiten zu klären. Auch Teamarbeit kann hilfreich sein. Vermitteln leistungsstarke Teilnehmer den leistungsschwächeren Teilnehmern das entsprechende Wissen, profitieren beide davon. Während die leistungsstärkeren Teilnehmer ihr vorhandenes Wissen festigen, erhalten die leistungsschwächeren Teilnehmer erst einen Zugang zum Thema.

Haben einzelne Kursteilnehmer ihre „Hausaufgaben“ nicht gemacht und das Video zuhause nicht oder nicht intensiv genug angeschaut, kann vor der Besprechung eine Zeit des selbstständigen Lernens eingeräumt werden. Alle Teilnehmer können sich das Video anschauen und wichtige Inhalte oder Fragen notieren.

Interaktive Videoformate: Neue Möglichkeiten des Lernens

Mit der Digitalisierung gibt es neue Entwicklungen der Wissensvermittlung. Für einen bestmöglichen Lernerfolg muss das Training individuell auf die Bedürfnisse des Lernenden zugeschnitten werden. Dabei spielen Interaktivität und die Vernetzung von Medien, Lerninhalten und Nutzern eine bedeutende Rolle.

Dennoch sind die Hindernisse bei der Umsetzung noch nicht vollständig abgebaut, wodurch die Wissensvermittlung nicht so effektiv ist, wie sie in Zukunft sein kann. Der lineare Ablauf bei der Vermittlung komplexer Inhalte führt oft zu einer großen kognitiven Belastung und damit zum Abbruch des Videos und des Lernprozesses.

Interaktive Videoformate dagegen erweitern die Vorteile des videobasierten Lernens. Bei interaktiven Lernvideos werden die Inhalte klar strukturiert. Jeder Nutzer schaut nur die Inhalte, die er benötigt. Komplexe Sachverhalte können effizienter und spannender vermittelt werden. Mit ihnen wird die Heterogenität im Lernfortschritt berücksichtigt. Die im Video vorgesehenen Informationen können durch die Sequenzierung neu strukturiert werden und dem Betrachter die Wahrnehmung erleichtern. Der Lernende entscheidet selbst, welche Inhalte er zu welchem Zeitpunkt schauen möchte.

Folgende Vorteile erhalten Nutzer von interaktiven Videos:

  • Berücksichtigung der Verschiedenheit von Lernenden und Lerngruppen
  • Wissen wird sinnvoll in verschiedene Bereiche gegliedert
  • Interaktive Elemente erhöhen die Aufmerksamkeit
  • Selbstbestimmung fördert den natürlichen Lernprozess
  • Interaktive Lernvideos können von jedem Endgerät aus angeschaut werden

Exkurs: Bildungsministerium fördert videobasiertes Lernen

Mit 3,7 Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das interdisziplinäre Forschungsvorhaben „Student Crowd Research“.

Mit dem Projekt soll kollaboratives und forschendes Lernen der Studenten ermöglicht werden. Unter anderem geht es dabei um den Einsatz innovativer Videotechnologien. Dass das Format „Video“ bisher hauptsächlich zur Visualisierung von Lerninhalten genutzt wird und Studenten beim Anschauen der Videos passiv bleiben, soll durch die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung geändert werden. Mit interaktiven Videotechnologien möchte das BMBF neue Lernwerkzeuge erschließen, welche nicht nur Studenten einen höheren Lernerfolg bieten sollen, sondern auch Mitarbeitern von Unternehmen zur Gestaltung der Wissensvermittlung in der Ausbildung nutzen.

Ramona Kelle hat einen Master in Medienwissenschaften in Bonn absolviert und zuvor eine Berufsausbildung in Mediendesign abgeschlossen. Sie war in verschiedenen Hörfunk- und Onlineredaktionen tätig und unterstützt seit 2018 das Marketing-Team von Cornelsen eCademy.

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