Die Gesellschaft und die Arbeitswelt stehen vor einer großen Herausforderung. Sie muss sich den neuen Voraussetzungen der Digitalisierung anpassen und dementsprechend weiterentwickeln. Dabei sind die Veränderungen vielfältig und betreffen Arbeitgeber in gleichem Maße wie Arbeitnehmer. Vor allem aber wird sich die Art zu arbeiten und das Verhältnis der Menschen zur Arbeit durch die Digitalisierung verändern. Im Folgenden sollen die wichtigsten Fragen zu diesem Thema behandelt werden:
- Was ist unter Digitalisierung der Arbeitswelt zu verstehen?
- Wo geht die Reise hin?
- Was sind die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt?
- Wie können sich Unternehmen und Mitarbeiter auf die Digitalisierung der Arbeitswelt vorbereiten?
Was ist unter Digitalisierung der Arbeitswelt zu verstehen?
Digitalisierung bezeichnet eigentlich das Umwandeln analoger Werte in digitale Formate und kommt ursprünglich aus dem technischen Bereich. In Bezug auf die Arbeitswelt ist damit aber der gesamte Veränderungsprozess gemeint, der sich durch den flächendeckenden Einsatz von digitalen Technologien seit einigen Jahren vollzieht.
Die Bedeutung der Digitalisierung der Arbeitswelt kann man anhand einiger Eckpunkte definieren:
- Ortsunabhängiges Arbeiten wird zunehmend möglich.
- Zeitunabhängiges Arbeiten wird zunehmend möglich.
- Der Informationsaustausch innerhalb und zwischen Unternehmen wird vereinfacht.
- Arbeitsabläufe ändern sich und werden stärker datengetrieben.
Der vereinfachte Informationsaustausch und eine digitale Zusammenarbeit mittels Cloud-Systemen, Video-Chats usw. bedingt, dass das Arbeiten zunehmend orts- und zeitunabhängig funktioniert. Mitarbeiter und Entscheider müssen sich nicht in einem Gebäude befinden und nicht zur gleichen Zeit arbeiten, können aber trotzdem Informationen austauschen und an den gleichen Aufgaben arbeiten.
Die veränderten Arbeitsabläufe schlagen sich bereits jetzt in den Ausbildungen vieler Berufe nieder. Die Auszubildenden müssen mit neuer Hard- und Software umgehen können und völlig andere Kompetenzen mitbringen als frühere Fachkräfte.
Die Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt
Die oben genannten Neuerungen verändern die Arbeitswelt eklatant. Dabei beziehen sich die Entwicklungen auf die Art der Arbeit. Die Kompetenzen im Umgang mit Datenverarbeitungssystemen und anderen komplexen Computerprogrammen stehen im Vordergrund. Die eigentlichen Arbeitsschritte und Prozesse – die früher von Hand erledigt wurden – werden heute von einem automatisierten Roboter und Maschinen übernommen.
Zum anderen betreffen die Neuerungen aber auch die Unternehmen. Sie müssen sich den veränderten Anforderungen anpassen, in dem sie Arbeitsprozesse umstellen, in neue Techniken investieren und ihren Beschäftigten neue Arbeitsmodelle (Homeoffice etc.) zur Verfügung stellen, die die Arbeitsbedingungen verbessern. Die Beziehung des Arbeitnehmers zur Arbeit und die Art zu arbeiten verändern sich gravierend.
Wo geht die Reise hin? Ein Ausblick.
Selbstverständlich werden nicht von heute auf morgen Berufe komplett wegfallen. Viel mehr steht zuerst einmal der allmähliche Wandel im Vordergrund. Stellen Sie sich nun aber unsere Arbeitswelt in 20 oder vielleicht 30 Jahren vor. Der technische Fortschritt wird weitergehen. Künstliche Intelligenz (KI) wird Einzug halten, der 3D-Druck wird weiterentwickelt, Hard- und Software werden immer leistungsfähiger.
Wo geht die Reise in Zukunft also hin?
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat im Jahr 2016 den „Job-Futuromat“ entwickelt. Dieses Tool berechnet die Automatisierungspotentiale einzelner Berufe. Bäcker und Anlagenmechaniker haben demzufolge ein Automatisierungspotential von 91 bis 100 %. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Berufe in Zukunft also vollautomatisiert ablaufen und es keinen Menschen mehr braucht, ist hoch. Ähnlich sieht es für Steuerfachangestellte, Kassierer und Buchhalter aus.
Zugegebenermaßen wirken solche Berechnungen etwas weit hergeholt. Doch schauen Sie sich die bisherigen Veränderungen der Arbeitswelt an. Es wird zu einem Wegfall von Arbeitsplätzen und Tätigkeiten – wie wir sie kennen – kommen. Der Branchenverband Bitkom schätzt, dass in den kommenden fünf Jahren 3,4 Millionen Stellen in Deutschland durch Digitalisierung wegfallen werden. Gleichzeitig entstehen neue Berufsbilder und Arbeitsmöglichkeiten, vor allem rund um die Einführung und Anwendung digitaler Technologien quer durch alle Branchen.
Was sind die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung der Arbeitswelt?
Ob die Digitalisierung der Arbeitswelt eher gut oder schlecht funktioniert, hängt maßgeblich von der Umsetzung ab. Werden die Voraussetzungen durch überarbeitete Aus- und Weiterbildungsangebote sowie Investitionen in neue Technologien geschaffen, kann die Digitalisierung als Chance begriffen werden. Doch solche Voraussetzungen zu schaffen ist für viele Unternehmen während des laufenden Betriebs nicht einfach, da ein hoher Zeit- und Geldaufwand von Nöten ist. Hieraus ergeben sich Risiken, die nicht jedes Unternehmen ohne Weiteres einzugehen bereit ist.
Die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt sind vor allem:
- Ausbildungen müssen überarbeitet werden (andere Kompetenzen stehen im Vordergrund).
- Weiterbildung der Mitarbeiter.
- Bereitstellung neuer Hard- und Software.
- Datenschutz und Cybersicherheit wird immer komplexer.
- Kundenorientierte, „analoge“ Kommunikation kann in Vergessenheit geraten.
Unternehmen können sich langfristig in der Wirtschaft behaupten, wenn sie bereit sind, die Arbeit der Zukunft aktiv mitzugestalten und die Chancen der Digitalisierung wahrzunehmen. Möglichkeiten der Umsetzung sind beispielsweise der Einsatz von Cloud-Software und Collaboration-Tools, von denen sowohl Unternehmen (geringe Investitionskosten, weniger IT-Administrationsaufwand, etc.) als auch Mitarbeiter (flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten, vereinfachte Kommunikation, etc.) profitieren können.
Wie können sich Unternehmen und Mitarbeiter auf die Digitalisierung der Arbeitswelt vorbereiten?
Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, damit der Wandel funktioniert. Für die Unternehmen bedeutet das, dass sie ihre Angestellten entsprechend aus- und weiterbilden müssen. Hierfür ist es wichtig, attraktive Lehrangebote zu schaffen.
Neue Ausbildungsinhalte
Neben den Unternehmen bemüht sich auch die Politik darum, den Wandel zu gestalten. Dies ist daran ersichtlich, dass die maßgeblichen Ministerien sowie die Arbeitgeber- und Industrieverbände sich bereits 2017 auf eine Modernisierung der Ausbildungsordnungen verständigten. Sie betrifft zunächst die Metall- und Elektroberufe und soll den steigenden Anforderungen durch Industrie 4.0 und die Digitalisierung Rechnung tragen. Dabei wurden Ausbilderinnen und Ausbilder in den Unternehmen als Sachverständige zu Rate gezogen, die mit Unterstützung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) eine inhaltliche Überarbeitung der Metall- und Elektro-Ausbildungsordnungen sowie der Ausbildungsrahmenpläne vornahmen. Hierbei sollen vor allem die neuen Kompetenzen im Bereich der Datenverarbeitung, Datenschutz, kreatives Denken, problemorientiertes und selbstständiges Arbeiten vermittelt werden.
Neue digitale Lernmethoden
Neben den Ausbildungs- und Rahmenplänen verändert sich auch die Art des Lehrens für Ausbilder und die Art des Lernens für die Auszubildenden. Heute gestaltet sich der Lernalltag durch digitale Medien völlig anders als noch vor einigen Jahren. Auch hier existieren orts- und zeitunabhängige Konzepte, die es den Auszubildenden erlauben, egal wann und egal wo zu lernen. Dies bietet Unternehmen die Chance, ihren Auszubildenden flexible Optionen anbieten zu können. Der Ausbilder kann Informationen zum Wissensstand des Auszubildenden erhalten und das Lerntempo und den Lernumfang ganz individuell an den Bedarf und die Fähigkeiten des Lernenden anpassen. Das bedeutet, dass Ausbilder ihre Auszubildenden viel intensiver begleiten können. Doch auch für die Ausbilder sind dafür neue Kompetenzen gefragt: Eine Qualifikation im Umgang mit digitalen Medien ist unerlässlich.
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