In diesem Artikel möchten wir Ihnen zeigen, was ein gutes Blended Learning Konzept ausmacht und welche Methoden oder Modelle darin Platz finden können. Das Ziel dieses Artikels ist es, dass Sie am Ende klare Ideen für erste Schritte zu Ihrem eigenen Konzept haben und mit der Umsetzung beginnen können.
Für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit den Unterschieden zwischen Blended Learning, E-Learning und Präsenzlernen sowie dessen Vor- und Nachteilen schauen sie bitte in unseren Artikel "Was ist Blended Learning? Vor- und Nachteile erklärt".
Blended Learning „verzahnt“ Präsenz- und Online-Lernen, wie die Definition beschreibt. Verzahnt werden Präsenz- und Online-Lernen, indem sie in verschiedenen Phasen eingesetzt werden. Dabei wechseln sich meist synchrones und asynchrones Lernen ab.
Blended Learning kann flexibel gestaltet werden. Es gibt nicht das eine Blended Learning-Konzept. Es gibt z. B. drei Möglichkeiten:
1. E-Learning wird vor dem Präsenzlernen eingesetzt.
2. E-Learning wird nach dem Präsenzlernen eingesetzt.
3. E-Learning wird synchron/parallel zum Präsenzlernen eingesetzt
In klassischen Blended Learning Szenarien bedeutet eine Vor-, Nachbereitung oder synchrone Begleitung mit E-Learning, dass Lernende an einem frei wählbaren Ort und zu einer frei wählbaren Zeit lernen können.
Wenn Sie eine fortlaufende Blended Learning Abfolge konzipieren, indem Sie Blöcke zur Vor-/Nachbereitung und zur synchronen Nutzung miteinander verbinden, können Sie zum einen ein Grobziel erreichen und daran anknüpfend kleine Feinlernziele konzipieren. Welche Abfolge Sie dabei wählen, hängt davon ab, welche Ziele Sie für Ihr Blended Learning Modell erreichen möchten. Mögliche Abfolgen und Ziele, die damit erreicht werden sollen, sind zum Beispiel:
Sie fragen sich vielleicht, warum es verschiedene Blended Learning Ansätze gibt. Warum gibt es nicht das eine bewährte Modell? Unsere Antwort auf die Frage ist: Blended Learning hat zum Ziel, das Lernen bestmöglich für die Gegebenheiten unterschiedlicher Rahmenbedingungen möglich zu machen. Beispiele:
Sie interessieren sich für Blended Learning im Bereich der Ausbildung? Unser Artikel „Blended Learning in der Ausbildung richtig einsetzen“ vertieft die Thematik weiter.
Haben Sie sich für ein Blended Learning Modell entschieden, geht es nun daran, es mit Lern-Methoden für Feinlernziele zu bestücken. Es gibt eine Vielzahl an Lern-Methoden. Davon eigenen sich manche besonders für die Präsenzphase, andere besser für die Onlinephase. Je nach Umsetzung oder Gegebenheiten vor Ort, können für Sie natürlich Methoden – die wir für die Onlinephase vorschlagen – auch in Präsenz funktionieren und umgekehrt. Hier haben wir eine Auflistung verschiedener Lernmethoden und unseren Einsatzempfehlungen für Sie.
Methode | Mögliche Einsatzszenarien |
Bildergalerie | Veranschaulichung von Abfolgen, Schritten, Prozessen |
Fallbeispiel | Einbettung von Themen in reale Praxis-Situationen zur Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Lernstoffs |
Glossareinträge | Nachlesen von Fachbegriffen, einheitliche Definitionen zur Verfügung stellen (wenn sie im Allgemeinen z.T. mehrfach besetzt sind) |
Infografik | Veranschaulichung von Strukturen, Abläufen, oder Konzepten |
Podcast | Erfahrungsberichte aus der Praxis und von Experten als Praxisbezug zu den Lerninhalten |
Quiz | Überprüfung des eigenen Wissens und Basis für die Darstellung von Lernfortschritt |
Übung | Wissen in die Praxis bringen – anwenden ausprobieren |
Video | Lockere, nahbare Wissensvermittlung möglich |
Vorwissenstest | Erkennung des Vorwissens der Teilnehmer, um den Kurs auf die Gruppe zuzuschneiden, und zur Überbrückung von Wartezeit vor Beginn eines Kurses |
Webinar | Kennenlernen aller Teilnehmer und Trainer, organisatorische Klärungen, offene Diskussionen zu Themen anregen |
Cornelsen eCademy | Die digitale Lernplattform von eCademy für die betriebliche Ausbildung vereint verschiedene Methoden für eine ganzheitliche Lernerfahrung. Mehr dazu hier. |
Methode | Mögliche Einsatzszenarien |
Brainstorming | Finden neuer Ideen, Interaktives Element |
Demonstration | Aufzeigen von konkreten Arbeitsprozessen, Praktisches Anwenden wird von einem Experten vorgeführt |
Diskussion | Austausch aus verschiedenen Blickwinkeln, Trainiert logisches Argumentieren und Diskussionsfähigkeit |
Gruppenarbeit | Dialogische Auseinandersetzung mit verschiedenen Blickwinkeln |
Präsentation | Training der Präsentationsfähigkeit, des Zusammenfassens und logischen Wiedergebens von Inhalten |
Projektarbeit | Selbstständige Erarbeitung und Vertiefung von Sachverhalten und Zusammenhängen |
Rollenspiel | Erprobung von der Ausführung theoretischen Wissens, Erlebbarmachen von Reaktion und Wirkung |
Methode | Mögliche Einsatzszenarien |
Flipped Classroom | Die Theorievermittlung in die eigenständige Vorbereitung verlagern. Die Anwendung findet anschließend gemeinsam statt. |
Gruppenpuzzle | Teilen Sie Ihre Lernenden in Gruppen ein. Jedes Gruppenmitglied bekommt den Auftrag in Einzelarbeit einen bestimmten Teilbereich eines Gesamtthemas online zu erarbeiten. Danach berichtet jedes Gruppenmitglied in seiner Gruppe in Präsenz, was es gelernt hat. |
Lerntandems | Lernende finden sich in Zweier- oder Dreier-Gruppen zusammen und bestreiten gemeinsam ihren Lernprozess. Sie tauschen sich über Online-Lerninhalte in der Präsenz aus und helfen sich gegenseitig. |
Problembasiertes Lernen | Lassen Sie Ihre Lernenden durch kreatives Probieren, Versuch und Irrtum, zum Ziel gelangen – am besten mit Online-Simulationen, dort kann kein Material kaputt gehen und auch keine Verletzungen entstehen. In Präsenz die Erfahrungen besprechen. |
Tabu | Einen Vortrag zu einem ausbildungsrelevanten Thema mithilfe Online-Präsentationen und Karteikarten halten. Dabei möglichst frei sprechen; ansonsten droht Punktabzug. |
Mit zunehmender Entwicklung ist davon auszugehen, dass sogenannte additive Fertigungsverfahren – zu denen der 3D-Druck zählt – immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Cornelsen eCademy ist die digitale Lernplattform für die betriebliche Ausbildung und lässt sich in jedes Blended Learning Konzept integrieren. Mit fertigen, IHK-konformen Lerninhalten können Ausbilder und Azubis sofort loslegen.
Bei einem Blended Learning Konzept aufgeteilt in abwechselnd synchrone und asynchrone Phasen, ist eine gute didaktische Begleitung wichtig. Lehrende sowie Lernende begegnen neuen Herausforderungen und benötigen Kompetenzen, die für das erfolgreiche Durchlaufen eines Kurses wichtig sind.
Da der Anteil an Selbstlernphasen durch E-Learning in einem Blended Learning Format höher ist, brauchen Lerner auch mehr Selbstlernkompetenz. Dazu zählt die Selbstlernfähigkeit (Können: Planen, Organisieren, Durchführen und Kontrolle des eigenen Lernens) und die Selbstlernbereitschaft (Wollen: Intrinsische Motivation zum Lernen).
Auch Lehrende benötigen zusätzliche Kompetenzen. Blended Learning verlangt zu Teilen einen anderen didaktischen Schwerpunkt in der Präsenz-Phase. Früher lag der Schwerpunkt z.B. bei Seminaren bei der Wissensvermittlung. Dies ändert sich zusehends in Richtung konkreter Anwendung, Übung und Reflektion. Diese erfordert mehr Zeit, sodass die nach wie vor wichtige Wissensvermittlung zu Teilen in die Online-Phase verlagert wird. So bleibt mehr Zeit zum Üben von Gelernten in den Präsenz-Phasen. Dadurch ergibt sich, dass Lehrende weniger Wissensvermittler*innen und mehr Lernbegleiter*innen in Blended Learning Verfahren sind. Lernbegleiter*in zu sein, ist wichtig, um das eigenständige Lernen der Lernenden in der Online-Phase bei Problemen gut zu unterstützen. Zur Rolle des*der Lernbegleiter*in gehören die Reflexion des Lernprozesses und die Sicherung des Transfers in den Arbeitsalltag. In der Präsenzphase bedeutet das den Fokus auf Projektaufgaben und Üben, das Leiten von Gruppen, Anregen von Diskussionen und dem Ermöglichen von Austausch.
Zusätzlich benötigen sowohl Lernende als auch Lehrende Medienkompetenz, um die Online-Phasen gut umsetzen zu können. Dazu gehören laut dem Medienkompetenzrahmen NRW das Bedienen und Anwenden von digitalen Medien, Informieren und Recherchieren im Internet, Kommunizieren und Kooperieren im digitalen Setting und das Analysieren und Reflektieren von online gebotenen Informationen.
Ziel und Intention eines Flipped–Unterrichtes ist es, mehr Zeit in der Präsenzphase zu gewinnen, um an höheren Lernzielen zu arbeiten. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel "Flipped Classroom - Mit der wirksamen Methode den Unterricht planen und Lernziele erreichen.
Sie haben nun fast alles für Ihre ersten Schritte hin zu Ihrem Blended Learning Konzept. Eine Sache fehlt noch: Ein Konzept ist erst einmal von Natur aus sehr theoretisch. Lassen Sie sich davon nicht irritieren, entmutigen oder abschrecken. Die wichtigste Sache bei Ihrem Blended Learning Konzept ist: klein anfangen!
Planen Sie lieber kleine Lerneinheiten als keine Lerneinheiten. Fangen Sie mit einem Prototyp an. Erstellen Sie vielleicht zunächst ein Konzept für die erste Lektion ihres gesamten Kurses und verproben Sie diese erste Lektion. So erfahren Sie schnell, ob Sie in die richtige Richtung planen oder lieber frühzeitig noch einmal nachjustieren wollen.
Blended Learning bei Betrieben und Berufsschulen für Azubis und Schüler. An dieser Stelle verweisen wir auch nochmal auf unseren gesonderten Artikel „Blended Learning in der Ausbildung richtig einsetzen“
Durch Die Corona Pandemie 2020 musste ABB schnell handeln und ein Blended Learning Konzept für die Auszubildenden entwickeln. Hier geht es zum Artikel.
Schaeffler beschreibt, wie Blended Learning im Unternehmen eingesetzt wird und wie die Auszubildenden damit zurechtkommen. Hier geht es zum Artikel.
Um den Bedarf an Aus- und Fortbildungsplätzen vollständig und wirtschaftlich abdecken zu können, hat die Hessische Landesfeuerwehrschule das bisherige Lehrkonzept um ein Blended-Learning-Konzept ergänzt. Dieses soll die Vorteile des Präsenztrainings nutzen und seine Nachteile, insbesondere die zeitliche und örtliche Bindung der Teilnehmer verringern. Hier geht es zum Artikel.
Ist Blended Learning das Beste aus beiden Welten? Wir listen die Vor- und Nachteile dieses Ansatzes.
Wie funktioniert Blended Learning in der Ausbildung? Welche Modelle eignen sich und wo liegen die Herausforderungen?